Gedanken

Laut oder leise?

Oder: Warum es mich frustriert, mein Unterrichtsmaterial zur Verfügung zu stellen.

Eigentlich finde ich das ja eine schöne Idee. Jede:r arbeitet laut. Heißt: Jede:r arbeitet öffentlich, teilt sowohl ihren Arbeitsprozess als auch das fertige Ergebnis. Und währenddessen wie auch anschließend an die Veröffentlichung kommt man gemeinsam ins Gespräch, man tauscht sich aus, bekommt und gibt Hilfe, bekommt und gibt Feedback – immer wertschätzend selbstverständlich. Und irgendwie hat dann jede:r was davon.

Deswegen habe ich angefangen zu bloggen. Und mein Material zu veröffentlichen. Nicht, weil ich es so toll und perfekt finde. Ok, gut, ich veröffentliche schon eher die Sachen, mit denen ich auch zufrieden bin. Und beispielsweise nicht die eine komische Einheit, die ich am Anfang meines Vorbereitungsdienstes mal gemacht habt und heute selbst doof finde.
Aber trotzdem war es meine Hoffnung und vielleicht ein kleines Stück weit auch meine Erwartung, dass ich ein wie auch immer geartetes Feedback bekommen würde – ein konstruktives. Aber ob positiv oder negativ? Ich würde ja beides gern nehmen. Natürlich hört man gern Lob. Ich kann aber auch nur lernen, wenn ich auf Probleme, Verbesserungspotenziale u.ä. aufmerksam gemacht werden.

Und hier kommt jetzt die Frustration ins Spiel. Denn Feedback gibt es wenig bis kaum.
Warum? Wahrscheinlich, weil es allen so geht wie mir. Denn ich selbst bin ja kein Stück besser. Auch ich gebe wenig bis kaum Feedback an andere. Andererseits lade ich mir auch wenig fremde Materialien herunter… Im Gegensatz dazu habe ich mehrere hundert Downloads meiner Materialien (zusammengerechnet vom Blog hier und von lehrermarktplatz.de). Echte Kommentare auf diesem Blog gibt es zwei…

Soweit zur Frustration. Ich glaube aber, dass da ein ganz anderes Problem dahinter liegt. Dass es nämlich gar nicht vorgesehen und vorgelebt wird, dass man über Unterrichtsmaterialien und -ideen so wirklich in einen Austausch kommt. Dass oftmals nicht wahrgenommen wird, wie sinnvoll und hilfreich das wäre für alle Beteiligten. Und dass entsprechend auch keine Zeitfenster dafür eingeplant sind. Weder auf der persönlichen/privaten Ebene, also in der eigenen Zeiteinteilung, als auch auf Ebenen der Schulen. Es gibt (jedenfalls in meinem Umfeld) keine institutionalisierten Zeiten oder Räume, in denen es um eine gemeinsame Entwicklung geht – Entwicklung von Materialien, aber auch Entwicklung von Professionalität / Persönlichkeit / etc.

Gut, ich kenne auch einige, die so etwas weder vermissen noch überhaupt wollen würden. Die gerne in ihrem kleinen Kämmerlein vor sich hin arbeiten und gerne hinter geschlossener Tür unterrichten.

Ich würde tatsächlich lieber bei offener Tür und in Teams unterrichten.
Ein wenig gibt es das jetzt bei mir, aber auch nicht flächendeckend und oft leider auch noch auf einer „Du erstellst dieses Material, ich jenes und dann sind wir schneller fertig“-Ebene.

Ich würde gerne mal darüber sprechen, welche Formulierungen bei einer Aufgabe gut sind. Welche Kompetenzen wie gefördert werden können. Welche Themenfelder kombiniert werden könnten. Und all so etwas … Ja, das ist sicherlich sehr theoretisch. Aber ich mag das trotzdem tun.
Vorerst mache ich das dann mal weiter allein in meinem kleinen Kämmerlein. Zum Glück führe ich gerne Selbstgespräche! (Tue ich wirklich!)

4 Gedanken zu „Laut oder leise?“

  1. Danke für den Artikel. Ich bin zwar „nur“ Elter und damit vielleicht nicht die Zielgruppe dieses Artikels. Aber vielleicht ist das schon ein Teil des Problems. Ich nehme mich nur als Konsument/Nutzer der Lehrmaterialien wahr, nicht als jemand der helfen könnte, es zu verbessern. Und dies mag an der uns als Kinder beigebrachten Ehrfurcht vor Lehrern und ihrem Wissensvorsprung liegen. Die gelernte Relation zwischen Kind und Lehrer ist vielleicht einfach sehr stark.

  2. Vielen Dank für den tollen Artikel. Ich fühle genau so, und könnte es nicht besser in Worte fassen. In meinem beruflichen Umfeld der IT habe ich es nahezu nur mit Einzelkämpfer zu tun. Auch wenn wir in kleinen Teams arbeiten geben nur sehr wenige offen ihre Methoden/Wissen preis. Meist haben sie Angst kritisiert zu werden. Andererseits geben sie ihren Unmut zum Ausdruck wenn man „laut“ arbeitet, da dies für sie bedeutet sich damit auseinanderzusetzen.

  3. Hallo Elena,
    ich bin Kollegin aus der Sek I. Ich nutze gerne Materialien anderer. Bin irgendwie nicht so kreativ beim Erstellen, dann mehr beim Erarbeiten ganzer Einheiten. Im Kollegium fordere ich immer zur Teamarbeit auf. Auch hier erlebe ich ähnliches wie Du: Was machst du? Und nicht das Wie machst du es?! Ich liebe die Gespräche mit den Refs. Da geht es um Didaktik/Methodik, um ein Ausloten von Möglichkeiten…. Der Ursprung des Teilens und nicht des gemeinsamen Erarbeitens liegt evtl im Alltag, im Rollenverständnis mancher begründet.
    Ich vermisse eine Kollegin nach ihrer Versetzung: Gemeinsames Planen an einem Tisch inmitten von Büchern, Schmierzetteln und zwei Laptops und am Ende gab es immer wieder kurze Nachbesprechungen: Wie lief die Std bei dir?!
    Da braucht es dazu aktuell einen Glückstreffer…
    Liebe Grüße und bleibe gesund
    Cordula

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